Sie werden sich fragen: Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Beginnen wir mit dem Begriff Literatur. Wenden wir uns der Unterhaltungs- und ernsten Literatur zu, in Unterscheidung zur Fachliteratur oder geschriebenen Dokumenten oder beispielsweise Notenschriften. Die Unterhaltungsliteratur wird als nicht so anspruchsvoll wie die ernste Literatur definiert; hierunter fallen Romane der Frauenliteratur, Krimis, Thriller, Abenteuerromane und viele mehr.

Die ernste, auch „hohe“ oder „anspruchsvolle“, Literatur legt Wert auf eine sehr schöne Sprache und Ausdrucksweise und hat den Anspruch, aus dem Werk viele Auslegungen herauslesen zu können, so dass es auch über einen längeren Zeitraum von Interesse ist und Bestand hat. Hierunter können natürlich auch Krimis fallen oder Bücher anderer Genres. Der Übergang zwischen diesen beiden Lagern ist also fließend.

Diese Definition gilt für Literatur, die bereits geschrieben, korrigiert und lektoriert sowie gedruckt ist. Aber dafür müssen die Wörter, die Sätze, die Texte, Geschichten und Romane erst einmal geschrieben werden. Dies geschieht an Computern und auf Papier, von Menschen, die allein am Schreibtisch sitzen oder in einer Schreibwerkstatt mit Gleichgesinnten. Die dieses Handwerk des Schreibens autodidaktisch lernen, studieren, von einem Volkshochschuldozenten oder an einer Fernschule über monatlich zugesandte Lektionen vermittelt bekommen.

Geschrieben wird entweder kreativ oder literarisch. Der Unterschied zwischen diesen beiden Schreibarten liegt in der Herangehensweise. Schreibt man kreativ, geht es vorrangig ums Schreiben, um das Schaffen von Bildern, dem Ausdruck von Gefühlen, dem Gestalten von Szenen, möglichst so, dass der Leser es versteht. Beim literarischen Schreiben wird eine kleine Welt erschaffen, in der die meist erfundenen Personen handeln, reden, auf einander reagieren, sich entwickeln. Dies muss perspektivisch richtig, logisch und nachvollziehbar und mit einem durchdachten Spannungsaufbau begleitet sein, damit der Leser eine kurze, vielleicht zehnseitige Geschichte genauso gerne und bis zum Schluss liest wie einen 300 Seiten starken Roman. Beides will gelernt sein.

Hier kommen die Schuhe ins Spiel. Eine Schreibaufgabe im kreativen Schreiben könnte beispielsweise so aussehen: Ein paar Schuhe und eine Zeitung werden auf einem Tisch drapiert. Nun soll in 15 Minuten ein Dialog zwischen den Schuhen und der Zeitung geschrieben werden. Vielleicht sagen Sie nun: „Das geht nicht!“ Wenn die Zeitung sich aber nun höflich den Schuhen vorstellt, antwortet der linke Schuh: „…“ – und schon sind Sie im Schreibprozess.

Gehen Sie den Schuh literarisch an, könnte die Schreibaufgabe lauten: Dieser Schuh wurde an einem Tatort gefunden. Beschreiben Sie die Tat (Mord, Einbruch, Entführung, das ist Ihre Entscheidung) und schreiben Sie einen Kurzkrimi von fünf Seiten. Haben Sie schon Ideen, von wem der Schuh sein könnte und was seine Bedeutung für die Tat ist?

Wenn Sie selbst keine (Schuh-)Geschichten schreiben möchten, achten Sie bei Ihrer kommenden Lektüre einmal darauf, wie oft, wie viele und welche Schuhe in Büchern eine Rolle spielen. Sei es ein Krimi von Henning Mankell (Die italienischen Schuhe), ein Frauenroman von Hera Lind (Männer sind wie Schuhe), oder ein Buch mit dem Titel „Warum Seepferdchen im Sommer keine Schuhe tragen“ (Autorin: Tracy Brogan) – Sie werden erstaunt sein, wie viele Schuhe in der Literatur vorkommen!

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